Swish swish ...and other tales, 2024
Installation und Performance-Objekt, in Kollaboration mit Laura Schönlau, Zinn-Objekte, Vinyl, Gips
Nadjana Mohr beschäftigt sich mit immateriellen Beziehungs- und Machtverhältnissen des weiblichen Körpers, welche in ihren Arbeiten anhand von Material und Interaktionen mit deren Oberflächen erfahrbar und nachvollzogen werden. Für die Installation „Swish swish“, welche im Rahmen der Ausstellung entstanden ist, arbeitet die Künstlerin mit dem Material Zinn: Ein sehr weiches, zerbrechliches Metall, dessen Oberfläche sich leicht zerkratzen und formen lässt und besonders gut Energie leiten kann. Mohr versteht das Metall als Verbindungsmaterial zum Körper, als eine Verlängerung der eigenen Nerven, die aus dem Körper hervordringen. Aus hunderten von Zinnringen formte die Künstlerin ein Gewand, eine Art (Schutz-)Rüstung, das in einem Eckraum von der Fußgängerzone völlig exponiert ist. Ausgehend von den ambivalenten Eigenschaften des Materials ist die Künstlerin an der Gegenüberstellung von Mobilität, Immobilität und Verletzlichkeit in Bezug auf den weiblichen Körper interessiert, an den Zuschreibungen und patriarchaler Unterdrückung und Gewalt, die ihn geformt haben. Strukturen, wie sie sich in besonderer Weise auch in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Hexenverfolgung in Lemgo wiederfinden. Dem Narrativ der Hexe, welches über Jahrhunderte hinweg manifestiert wurde, stellt Mohr ein zeitgenössisches Image entgegen. Die Hexe als Ikone, Vorfahrin und Sinnbild für eine feministische Person, die sich gegen patriarchale Systeme auflehnt und erhebt.
Text: Lisa Oord zum Ausstellungs,- und Performanceprojekt Don´t Panic, Rose!, 2024, Lemgo